Spectre

Am 05.11.2015 erschien ein neuer Film der James Bond-Reihe in den deutschen Kinos.

Kurz zur Story: Die Agenten der 00-Reihe sollen aussortiert werden, nachdem Mi5 und Mi6 zusammengelegt werden sollen. M versucht alles, um das zu verhindern. Doch James Bond spielt dagegen, in dem er in Mexiko City einen Alleingang wagt. Dabei stößt er auf die Organisation Spectre, die er nun verfolgen will. Um der Bürokratie aus dem Weg zu gehen, bittet er Q ihn verschwinden zu lassen und macht sich selbst auf die Suche nach Spectre.

Nach dem Erfolg von Skyfall waren die Erwartungen an Spectre sehr hoch. Skyfall schaffte es mit den bestehenden Klitschees spielerisch umzugehen („Was haben Sie erwartet? Explodierende Kugelschreiber? So etwas machen wir eigentlich nicht mehr“) und eine neue Zeit einzuläuten. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen an Spectre.
Wie gewohnt wirft uns auch Spectre sofort mitten in eine Szenerie, in der Bond sich schnell mitten in nervenaufreibender Action wiederfindet. Vor der schönen Kulisse des „Tag der Toten“ in Mexiko-City, verfolgt er ein paar Männer, hört Informationen ab und sprengt schließlich den ganzen Blog in die Luft, um die Männer umzubringen. Das ganze endet in einem Kampf in einem Hubschrauber direkt über dem zentralen Ort des „Tag der Toten“. Überblende ins Intro, dass diesmal weder mit der Musik noch mit den Bildern überzeugen kann. Das Lied ist aussagelos und die Bilder setzen zu sehr auf halb nackte Frauen. Lediglich das wiederkehrende Bild eines Octopus lässt auf einen direkten Bezug zum Film schließen. Zurück in London muss sich Bond der Bürokratie stellen, denn M ist von Bonds Alleingang alles andere als begeistert. Der geplante Zusammenschluss des Mi5 und Mi6 mit der möglichen Auflösung der 00-Reihe zerrt an Ms Nerven und durch das von Bond verursachte Chaos fällt es ihm immer schwerer gegen die Argumentation seines Gegeners C anzukommen. Doch Bond hat eine eigene Mission. Eingeweiht werden Moneypenny und Q, die helfen sollen Bond verschwinden zu lassen. Dieser folgt den Spuren von Spectre, die ihn zu Ernst Stavro Blofeld führen, dem Kopf von Spectre. Ein Bösewicht, der schon immer dagewesen ist, und laut eigener Aussage, für all das Leid, dass Bond jemals wiederfahren ist, Schuld sein soll.
Spectre schürte Erwartungen in diesem Film einen Übergegner zu kreieren, jemand der sich wie ein roter Faden durch die Filme zieht. Nach kurzer Recherche findet der interessierte Zuschauer heraus, dass dies auch stimmt. Blofeld tauchte schon in den Filmen Liebesgrüße aus Moskau, Feuerball, Man lebt nur zweimal, Im Geheimdienst Ihrer Majestät, Diamantenfieber, In tödlicher Mission und Sag niemals nie auf. Leider verpasst Spectre auf diese Filme Bezug zu nehmen und scheint einen neuen Superbösen vorstellen zu wollen. Erwähnt werden die Filme Casino Royale und Skyfall, und auch die werden nur kurz angeschnitten. Der Zuschauer bekommt keine näheren Erklärungen, sondern soll die Tatsache einfach kommentarlos akzeptieren. Denn dafür hat Spectre keine Zeit. Der Film möchte nämlich nur eins: Eine bildgewaltige Actionszene nach der anderen sinnfrei aneinanderreihen und möglichst viel in möglichst kurzer Zeit zerstören. Das die eigentliche Handlung darunter leidet, scheint egal. Zwischendurch muss noch schnell die Frauenquote erfüllt werden, also wird eine Monica Belucci auf die Leinwand gezerrt mit max. 10 Minuten Leinwandzeit, aber Hauptsache Bond hat schnell jemanden zum verführen – wobei hier nicht einmal mehr von Verführung gesprochen werden kann. Beluccis Rolle ist wahllos austauschbar und erfüllt nur den Zweck Bond in eine Richtung zu schicken. Das hätte auch ein Zettel mit einem Hinweis drauf geschafft. Lediglich der Dialog zwischen Bond und Mr. White scheint tiefgründiger zu sein und verrät ein paar Details über Spectre.
Daniel Craig übernimmt die Rolle des James Bond. Gewohnt souverän, aber auch wortkarg stürzt er sich in eine Verfolgungsjagd nach der nächsten. Frauen muss er nicht einmal mehr verführen, ein ausdrucksloser Gesichtsausdruck scheint zu reichen. Für mehr ist auch keine Zeit, denn das Drehbuch drängt, es muss wieder mehr Action passieren. Die gewohnte coole, elegante Art von Bond kann nicht durchkommen.
Lea Seydoux übernimmt die Rolle des Bondgirls Madeleine Swann. Bekannt wird sie wohl eher als nervigste und unentschlossenste Bondgirl. Sie ändert ihre Meinung teilweise minütlich und scheint eher ein Klotz am Bein als eine wirkliche Hilfe für Bond. Von „fass mich nicht an“ zu „schlaf mit mir“ zu „aber ich liebe dich“ in einem Handgefecht und einer Entführung ist aber auch ein Rekord. Eine wirkliche Charakterentwicklung ist nicht erkennbar.
Christoph Waltz übernimmt die Rolle des übermächtigen Gegeners Blofeld. Aber mit gefühlten 10-15 Minuten Leinwandzeit von 150 Minuten schafft auch ein Christoph Waltz nicht irgendetwas im Film zu reißen. Das Markenzeichen Blofelds ist aus den alten Bonds Glatze und Katze. Während die Glatze komplett fehlt, wird zumindest die Katze zweimal kurz eingeblendet. Zwar völlig aus dem Zusammenhang gerissen, aber sie ist zu sehen. Wie oben erwähnt, wird die Rolle nichts genutzt, sondern viel zu schnell abgehandelt und auch letztendlich viel zu schnell besiegt.
Ben Whishaw übernimmt die Rolle des Q. Und damit die einzige Rolle, die etwas dynamik in den einschläfernden Film bringt. Seine sehr steife, britische Art steht im direkten Gegensatz zu Bond und somit führen die Dialoge zur einzigen Erheiterung im Film. Die einzige Rolle, die sich ebenfalls weiterentwickelt ist Ralph Fiennes als M. In Skyfall wusste man noch nicht genau, was man von ihm halten sollte, und auch in Spectre scheint das positive Bild wieder zu kippen, da M kaum hinter dem Schreibtisch hervorkommt. Erst im letzten Drittel schafft er es auszubrechen und dort findet man das sympathische an dem neuen M wieder.

Alles in allem sollte man Spectre nicht zu zu später Stunde sehen, denn es droht trotz viel Action Einschlafgefahr. Für die schwache Leistung gibt es 04 von 10 möglichen Punkten.

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